Elias David
Moncado

Beifallstürme für Elias David Moncado und Shih-Yu Tang

Beifallstürme für Elias David Moncado und Shih-Yu Tang

Achern als Zwischenstation einer Weltkarriere? Der junge Geiger Elias David Moncado und die Pianistin Shih-Yu Tang glänzten beim »Debut«-Konzert in der Alten Kirche Fautenbach.

In der Fautenbacher Reihe »Debut« gab der erst 16jährige Geiger Elias David Moncado am Sonntag ein Konzert, das den Eindruck hinterließ, als habe er mitten in seiner Weltkarriere in Achern eine Zwischenstation eingelegt. Sicher und flexibel wurde er von Shih-Yu Tang (Jahrgang 1995) am Klavier begleitet.

Die lange Liste der bisherigen Auszeichnungen und Auftritte des Jünglings, von der Berliner Philharmonie über Paris bis zum Königlichen Opernhaus im Oman, wäre eines gestandenen Violinvirtuosen würdig – aber Moncado ist erst 2000 in Aachen geboren. Das vom Lions- und Rotary-Club geförderte Konzert umfasste Werke mit zum Teil höchstem Schwierigkeitsgrad von Mozart bis Maurice Ravel.

Genaues Zusammenspiel

Konventionell und leicht ins Ohr gehend begann das Duo im Rokoko-Stil mit der Mozart-Sonate G-Dur (KV 301). doch schon hier waren die heiter sprudelnden Läufe gekennzeichnet von einer Genauigkeit des Zusammenspiels, wie es Jugendlichen nur selten gelingt. Deutlicher kann man den Wandel der Epochen hin zur Romantik kaum demonstrieren: Mit Pathos und großer Geste intonierte Shi-Yu Tang in schweren Akkorden das Rondeau brillant h-Moll von Schubert; plötzlich prägten Leidenschaften und abrupte Stimmungswechsel das Geschehen. Das Attribut brillant schrieb Schubert mit entsprechend virtuosem Zuschnitt dem »böhmischen Paganini« Slawik in die Hände, der bei der Uraufführung freilich wesentlich älter war als der frühreife Moncado.

Noch eindrucksvoller zeigten sich dessen unglaubliche technischen Fähigkeiten in der Ballade für Violine allein (op. 27, Nr. 3) von Eugène Ysaye. Wenn der als Esoteriker abgestempelte Belgier nie ein Kassenschlager war und wird, so überbot allein das Spiel des 16-Jährigen mit seinen kühnen Doppel- und Dreifachgriffen den Reiz der Komposition.
Reizvoll und fesch zugleich wirkten die beiden Künstler, wiederum mit Beifall überschüttet, in den sechs »Rumänischen Volkstänzen« von Béla Bartók. Sehr einladend gelangen ihnen die beiden ersten, der eine an Czárdás erinnernd, als flottes Allegro der andere. Bald schwermütig-schmachtend, bald frenetisch im Polka-Rhythmus, aber auch gespenstisch in den fistelnd-hohen Flageolett-Tönen.

Ravel als Farbenrausch

Den Höhepunkt bildete die Konzert-Rhapsodie »Tzigane« von Ravel. Das Kunststück, Zigeunermusik in den Dunstkreis des Impressionismus zu bringen, schaffte Ravel vor allem mit der Orchesterfassung. So musste die Pianistin nach und nach eine Vielzahl von Instrumenten imitieren, nachdem der Geiger zunächst solo begonnen hatte, das Paradestück Ravels zu erobern. Es wurde daraus ein einziger Farbenrausch, der sich dynamisch zu immer neuer Intensität steigerte – ein großartiger, unvergesslicher Abschluss.

Den Beifallssturm beendete erst die sichtbare Vorbereitung der Zugabe: »Souvenir dʼun lieu cher« von Tschaikowski. Markus Wössner vom Lions-Club überreichte der Pianistin Blumen, dem blutjungen Violinvirtuosen ein Buch über große Geiger. Und er fügte an, der Verlag möge schon ein Kapitel vorbereiten für Elias David Moncado. Zum Schluss dankte der Laudator dem Strategen im Hintergrund, dem scheidenden Acherner Kulturbeauftragten Jochen Lemme, der zum letzten Mal für ein Konzert in der Alten Kirche Fautenbach verantwortlich war.

Mittelbadische Presse – PDF

Mittelbadische Presse | Albrecht Zimmermann